Die Therapie der Borderline-Störung gestaltet sich oft für beide Seiten - Betroffene wie Therapeuten - schwierig, insbesondere weil die Patienten auch in der Therapie, wie in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen, häufig zwischen Idealisierung und Herabsetzung des Therapeuten schwanken. Unter anderem aus diesem Grund kommt es bei vielen Betroffenen zu einem häufigen Therapeutenwechsel.
In psychoanalytischen Therapien werden die Schwierigkeiten, die die Betroffenen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen zeigen, als Ausdruck innerpsychischer Konflikte verstanden. Die Deutung dieser Probleme steht deshalb im Mittelpunkt der Behandlung.
In den letzten Jahren ist ein stark strukturiertes Programm speziell für die Therapie bei Borderline-Patienten entwickelt worden. Diese Dialektisch-behaviorale Therapie gliedert sich in folgende Abschnitte:
*In einer Vorbereitungsphase werden dem Betroffenen Informationen über die Borderline-Störung und das Therapieprogramm vermittelt. Auch werden mit dem Patienten eventuelle frühere Therapieabbrüche oder -wechsel bearbeitet, damit er in der Lage ist, mögliche Frühwarnzeichen zu erkennen, die darauf hindeuten können, dass er die Therapie frühzeitig beenden könnte, und auf diese dann zu reagieren.
*In der ersten Therapiephase stehen problematische Verhaltensweisen des Betroffenen im Mittelpunkt, so vor allem:
Selbstschädigendes Verhalten und Selbstmordversuche: Es wird mit dem Patienten erarbeitet, welche Bedingungen und Situationen zu diesem Verhalten führen und es werden andere Handlungsmöglichkeiten entwickelt.
Therapiegefährdendes Verhalten: Faktoren, welche die Aufrechterhaltung und den Erfolg der Behandlung gefährden, werden analysiert; dabei werden die Ursachen sowohl auf Seiten des Patienten, z.B. wiederholtes Versäumen der Termine als auch auf Therapeutenseite, die beispielsweise in einer Überforderung des Patienten liegen können, in Betracht gezogen.
Verhalten, das die Lebensqualität beeinträchtigt: Verhaltensweisen wie Drogenmissbrauch oder finanzielle Probleme stehen in dieser Phase im Mittelpunkt der Behandlung. Auch erfolgt eine erste Annäherung an die traumatischen Erlebnisse des Betroffenen, zunächst aber stark bezogen auf den derzeitigen Alltag. Dazu gehören eine Veränderung der Lebensbedingungen, in denen u.U. fortlaufend traumatische Erfahrungen gemacht werden, eine verbesserte Steuerung der mit dem Trauma verbundenen Gefühle, sowie die Behandlung der oben erwähnten dissoziativen Symptome.
Verbesserung von Verhaltensfähigkeiten: Mit dem Patienten wird anhand von Übungen an verschiedenen Problembereichen gearbeitet. So wird, meist im Rahmen einer Gruppe mit anderen Betroffenen, z.B. die Wahrnehmung und Steuerung eigener Gefühle oder der Umgang mit Stress geübt.
*Erst in der zweiten Therapiephase geht es um die Behandlung der Folgen traumatischer Erlebnisse. Diese belastenden Lebensereignisse werden bewusst erst dann in das Zentrum der Behandlung gestellt, wenn mit dem Patienten zuvor der Umgang mit intensiven Gefühlen, die in diesem Zusammenhang auftreten, erarbeitet wurde und sich seine Lebensumstände stabilisiert haben. Das kann darin bestehen, dass keine selbstschädigenden Handlungen mehr zur Spannungsreduktion eingesetzt werden und keine Suizidgefahr mehr besteht. Es geht in dieser Phase nicht darum, das erlebte Trauma wiederzuerleben, sondern zu lernen, dass es der Vergangenheit angehört und sich vor Situationen zu schützen, die Erinnerungen an die traumatischen Erfahrungen hervorrufen.
*In der dritten Therapiephase soll das in der Therapie Erlernte in die tägliche Lebensgestaltung eingebunden werden. Wichtige Ziele dieses abschließenden Stadiums sind die Steigerung der Selbstachtung und das Entwickeln und Umsetzen individueller Ziele.
In bisherigen Untersuchungen zur Dialektisch-behavioralen Therapie konnte gezeigt werden, dass insbesondere in den Bereichen der Selbstverletzungen, stationären Aufenthalte, Depressivität und sozialer Einbindung deutliche Verbesserungen bei den Betroffenen erreicht werden konnten.
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